Abriss des Projekts Fährstraße 115 bereits für 2028 angekündigt.
Die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (BUKEA) hat Anfang September 2025 bekanntgegeben, an ihren Plänen festzuhalten, das Wohn- und Kulturprojekt Fährstraße 115 in Hamburg-Wilhelmsburg abzureißen. Dies soll bereits in drei Jahren passieren. Dazu erklärt Bewohnerin Davina K. : „Mit dieser Hinterzimmerentscheidung wird die Stadt bezahlbaren Wohnraum und einen wichtigen kulturellen Treffpunkt im Stadtteil zerstören.“
Zum Hintergrund: Seit 2007 leben in dem Projekt Menschen unterschiedlicher Generationen und Hintergründe solidarisch und selbstverwaltet zusammen. Das Projekt schafft bezahlbaren Wohnraum und ist als unkommerzieller Freiraum seit Jahren fester Bestandteil des kulturellen Lebens in Wilhelmsburg. Während überall in Hamburg die Mieten explodieren und Kulturzentren schließen müssen, treffen sich hier Nachbarschaftsgruppen, Initiativen und Künstler*innen. Sie organisieren solidarische Projekte, Konzerte, Flohmärkte und Hoffeste. „Der Stadt scheint das egal zu sein – sie wird mit dieser Entscheidung ein lebendiges Projekt mit über 18 Jahren Geschichte in diesem Stadtteil zerschlagen“ (Dina F., Bewohnerin).
Die Stadt begründet den geplanten Abriss mit Maßnahmen zum Hochwasserschutz.
Die Bewohner*innen betonen: Sie sind für Hochwasserschutz, aber gegen die Zerstörung von bestehendem Wohnraum und sozialer Infrastruktur. Bauingenieur und Bewohner Joachim Van Edom erklärt dazu: „Wir wissen, dass Deicherhöhungen auch im Zusammenspiel mit bestehenden Häusern möglich sind – dies zeigen zahlreiche Beispiele in Hamburg. Diese Alternativen wurden von der Stadt nie ernsthaft verfolgt. Wir haben über 75.000 Euro investiert, haben uns verschuldet und unzählige Stunden reingesteckt, um unser Zuhause zu sichern. Dass die Stadt uns jetzt vor vollendete Tatsachen stellt, ist ein Schlag ins Gesicht.“
Seit 2020, als die Stadt von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch gemacht hat und erstmals behauptet wurde, das Grundstück für den Hochwasserschutz zu benötigen, bemühen sich die Bewohner*innen, gemeinsam mit der Stadt eine sozialverträgliche Lösung zu finden. Stattdessen, so kritisieren sie, wurden sie hingehalten, vertröstet – und zwischen Behörden, Gerichtssälen und Verhandlungen hin- und hergeschoben.
Die Bewohner*innen der Fährstraße 115 fordern:
- Den Erhalt des Projekts
- Eine ernsthafte Prüfung von Alternativen zur Verbindung von Hochwasserschutz und dem Erhalt des Wohnraums, die sich nicht nur an ökonomischen Faktoren orientieren
- Transparenz und Beteiligung, statt Entscheidungen im Hinterzimmer über die Köpfe der Betroffenen und des Stadtteils hinweg zu treffen
Dazu Bewohnerin Davina K.: „Wir lassen uns nicht einfach verdrängen: Wilhelmsburg braucht bezahlbaren Wohnraum und kulturelle Freiräume. Die Stadt hat angekündigt, uns bei der Suche nach einem Ersatzobjekt zu helfen – wir sind angesichts zahlreicher gebrochener Versprechen jedoch skeptisch. Woher soll der Wohnraum in einer Stadt wie Hamburg denn kommen? Es gibt viele Alternativen zum Abriss unseres Zuhauses, das als Nachbarschaftstreffpunkt im Reiherstiegviertel nicht mehr wegzudenken ist – wir kämpfen weiter!“
Für Nachfragen und weitere Informationen:
Davina Kronshage
0157/50992633
die115@gmx.de
Instagram: @initiative_115_bleibt
Spendenkonto:
Projekt 115 e.V.- IBAN: DE46430609672076035700 – GLS Bank