Es kam nicht, wie es kommen sollte

Fruchtbarer Boden

Trotz der Gegenargumente fällt die Fondsidee auf überwiegend fruchtbaren Boden. Sie fließt direkt in die aktuelle Diskussion um die Zukunft des Gretherprojekts ein, die seit Frühjahr 1989 geführt und die durch das Auftauchen des Schwarzen Lochs stärker existenzielle Fragen und Ängste thematisiert. Wie wird es nach der Fertigstellung des letzten Bauabschnitts weiter gehen? (Auch wenn es bei dem Grether- Tempo noch Jahre dauern wird.) Innerhalb des Projektes ist eine etwa 15-köpfige quasi-professionelle Baugruppe entstanden, die den größten Teil aller Bauarbeiten in Eigenregie durchführt. Die sich aber nicht auf reine Bauarbeiten beschränkt, sondern sich zusammen mit den MieterInnen und RauminteressentInnen um Finanzierung, Organisation und politische Durchsetzung kümmert. Wie kann eine „Berufsperspektive“ der Baugruppen-Leute aussehen?

Lebenslänglich Bauarbeit

Zwar ist die Meinung in der Szene weit verbreitet, dass das Grether nur aufgrund der einmaligen politischen Konstellation in den Hochzeiten des Häuserkampfes 1980/81 entstehen konnte und nicht wiederholbar ist. Aber war’s das? Wird sich die Pioniergeneration abgearbeitet und zufrieden zurücklehnen im Bewusstsein, ein selbstorganisiertes Refugium in Freiburgs bester Lage erstritten und gestaltet zu haben: gegen Grundeigentümer, Stadtverwaltung und Kapitalverwertungszwänge? Andererseits: Niemand ist zu lebenslänglich Häuserkampf und Bauarbeit verurteilt worden. Und wir sind uns einig, dass selbstorganisiertes MieterInnendasein nicht zur Hauptbeschäftigung ausarten sollte. Das Leben ist bunt, wir alle haben verschiedene Lebensphasen. Es gibt noch andere gesellschaftliche Brennpunkte, Projekte und „Baustellen“.

Outscourcing

Das Solidarfondskonzept bietet eine attraktive Perspektive: Ohne sich immer wieder dem ungefilterten Stress einer Anfangsphase auszusetzen, kann das Gretherprojekt die politische Durchsetzung und den Aufbau neuer Mietshausprojekte unterstützen und daran teilhaben. Und Baugruppenmitglieder können im Rahmen einer Solidarfondsorganisation aktive Geburtshilfe für neue Projekte leisten. Per Beratung geben sie das Know-how an neue Projektinitiativen weiter, die nicht jedes Mal das Rad neu erfinden müssen. Falls gewünscht, können sie sich bei neuen Projekten beim Bau und/oder in der Organisation engagieren. …